Pressemeldung des Umweltbund e.V. Viernheim den 17.2.2010

 

Umweltbund e.V. fordert "Aus" für geplanten Großversuch mit Maisbeizmitteln in Baden Württemberg.

 

Das Überleben der Bienenspezies ist ein wichtiger Indikator dafür, wie unsere Landwirtschaft mit den natürlichen Ressourcen aller Menschen umgeht.

Seit 2003 nehmen Imker europaweit ein ungewöhnlich hohes Bienenvolksterben wahr.
Dieser ungewöhnliche Trend mit neuen Symptomen beim Bienenvolksterben sorgt seit 2006 unter dem Überbegriff CCD (Colonie Collapse Dissorder) auch in den USA für erhebliche Verluste.
Wissenschaftliche Erkenntnisse aus Frankreich belegten bereits vor 7 Jahren einen Zusammenhang des Bienenvolksterbens mit einer neuen Produktklasse von Insektiziden, den so genannten Neonikotinoiden.
Mittlerweile sind diese bereits in kleinsten Dosen auf Insekten verwirrend bis tödlich wirkenden Chemikalien überall zu finden. Die Böden unserer konventionellen Landwirtschaft sind mit diesen systemisch wirkenden Supergiften ebenso belastet, wie Kuhställe, Wiesen, Haus und Freizeitgärten.
Nachdem im Jahr 2008 das Neonikotinoid Clothianidin für ein massenhaftes Bienensterben in Deutschland dingfest gemacht wurde, musste das Mittel für bestimmte Kulturen und Anwendungen vom Markt genommen werden.
Für das Jahr 2010 planen der das Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg zusammen mit der Landesanstalt für Bienenkunde Hohenheim einen Großflächenversuch mit eben diesen bewiesener maßen bienenvolkgefährlichen Pestiziden in der Oberrheinischen Tiefebene.

Ähnliche Versuche wurden bereits 2009 in Österreich durchgeführt und belegten erneut die tödliche Wirkung dieser Maisbeizmittel für Bienen.

Die Anzahl der Bienenvölker sinkt besorgniserregend, trotz steigender Imkerzahl.
In immer mehr Gebieten überleben keine Bienen mehr, haben wir keine Insekten für die Bestäubung unseres Obst und Gemüses.

Der Umweltbund e.V. warnt eindringlich vor den Folgen dieses Großflächenversuchs.

Das Insektizid Clothianidin baut sich nur schwer und erst nach mehreren Jahren ab. Die Zerfallsstoffe sind ebenfalls für Insekten über und unter der Erde hoch toxisch.
Als systemisch wirkendes Pflanzenschutzmittel findet man dieses Insektizid in jedem Pflanzenteil und in jedem Beikraut wieder. Somit entfalten die systemisch wirkenden Pestizide einen Wirkraum, der weit mehr umfasst als die Kulturpflanze.

Imker stehen fassungslos neben Ihren Bienenkästen und erleben, wie die sonst zielsicheren Arbeiterinnen auch nachts nicht mehr in ihre Staaten zurückfinden.
Die Völker sind nach einigen Tagen leer. Andere kauern noch vor sich hin und werden leicht krank oder fallen nun der Varroa-Milbe zum Opfer, die sich am liebsten bei der Brut, also im leer geflogenen Bienenstock aufhält.

Diese Symptome des Bienenvolksterbens, die denen des CCD seit 2006 sehr ähnlich sind, werden derzeit von den zuständigen Behörden nicht anerkannt, weswegen Imker, deren Völker durch die Folge von Pflanzenschutzmittel verendet sind, keinerlei Anspruch auf Entschädigung haben.

Der Umweltbund e.V. fordert von Ministerin Ilse Aigner die Problematik des Bienenvolksterbens ernst zu nehmen.

Die Grenzwerte für den Nachweiß auf Schädigung durch Pflanzenschutzmittel dürfen sich nicht an der halben tödlichen Dosis orientieren, wenn bereits ein Zehntel derselben ausreicht, um die Bienen derart zu verwirren dass sie Ihren Stock nicht mehr finden.
Hier brauchen die Imker eine starke Ministerin, die den Ländern die Richtung weist, bevor es nichts mehr zu verwalten gibt.
Landwirtschaftsexperten des Umweltbund e.V. warnen schon lange vor der Gefahr der systemischen Pestizide, insbesondere deren Wirkung nicht auf den eigentlich zu schützenden Pflanzenteil beschränkt bleibt, sondern auch in Nachfolgekulturen, Gründüngungen und Kulturbegleitenden Kräutern gefunden wird.
Ein Cocktail verschiedenster Gifte reichert sich seit Jahren im Boden an, auf diese Weise werden noch Jahre später, Milliarden nützlicher Insekten durch Pflanzen vergiftet, die gar nicht durch Pflanzenschutzmittel geschützt werden müssten, dabei auch unsere Honigbienen.


Manfred Gerber
ehem. Mitglied Umweltbund e.V.